Kasachstan – Chancen und Herausforderungen im internationalen Handel
Die geopolitischen Entwicklungen seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rückt Kasachstan als Absatzmarkt und Drehscheibe für den Export in den gesamten zentralasiatischen Raum in den Fokus.
Um das Potential für Ihr Unternehmen in dieser Region gewinnbringend und sicher zu nutzen, ist eine genaue Kenntnis der rechtlichen Gegebenheiten essenziell. Auf keinen Fall dürfen Sanktionsbestimmungen verletzt werden! Zusätzlich sind Ortskenntnis, Erfahrung und wirtschaftliche Partnerschaften in der Region ausschlaggebend, um hier kein Risiko in Krisengebieten einzugehen.
Die Voraussetzungen
Kasachstan befindet sich in einer geopolitischen Umbruchphase. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das Land vor große Herausforderungen gestellt, bietet aber gleichzeitig neue wirtschaftliche Möglichkeiten. Traditionell ist das Land eng mit Russland verbunden, möchte aber ebenso seine Beziehungen zu westlichen Partnern weiter ausbauen.
Sowohl die geographische Lage als auch die gemeinsame Geschichte der beiden Staaten spielen eine entscheidende Rolle: mit über 7.600 km Länge teilen Kasachstan und Russland die längste durchgehende Landgrenze der Welt! Gleichzeitig ergeben sich politische und wirtschaftliche Verflechtungen durch die gemeinsame Vergangenheit in der Sowjetunion und die aktuelle Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) zusammen mit Belarus, Armenien und Kirgistan.
Obwohl Kasachstan einerseits die Beziehungen zu Russland aufrechterhält, will es andererseits Maßnahmen zur Verhinderung von Sanktionsumgehungen umsetzen.
Kasachstan als Drehscheibe für Handel und Logistik
Aus europäischer Sicht hat Kasachstan Russland in einigen Bereichen die Führungsrolle in der Eurasischen Wirtschaftsunion abgenommen.
War früher Russland als Türöffner und Hub für die Eurasische Wirtschaftsunion prädestiniert, ist nun Kasachstan an diese Stelle gerückt. Hier können beispielsweise Produkte für den gesamten eurasischen Markt zertifiziert werden und Waren – natürlich unter Einhaltung der EU-Sanktionen ! – in die gesamte EAEU verteilt werden. Russland bleibt aus Sanktionsgründen meist ausgeschlossen, und es muss nachvollziehbar sichergestellt werden, dass keine Umgehungsgeschäfte über Kasachstan erfolgen, die letztlich auf Russland abzielen.
Unter diesen Voraussetzungen bietet sich Kasachstan als Ersatzteil-, Distributions- und Servicehub für die Region an.
Transportwege nach Kasachstan: Welche Route ist die beste?
Kasachstan ist zwar Teil des ambitionierten Middle Corridor, es gibt jedoch verschiedene Transportwege mit individuellen Vor- und Nachteilen:
1. Die Nordroute über Russland
Diese Route war traditionell die wichtigste Verbindung für europäische Exporteure. Durch die aktuellen politischen Entwicklungen ist sie allerdings mit großen Risiken behaftet:
EU-Transitverbote: Viele Waren dürfen nicht durch Russland transportiert werden, was zu Verzögerungen oder kompletten Lieferstopps führen kann, wenn auch nur ein Teil der Lieferung möglicherweise von Sanktionen betroffen ist. Ein Transitverbot ist nicht immer einfach auf Grund der Zolltarifnummer feststellbar und Lieferungen können – berechtigt oder unberechtigt – bei Verdacht auf Verletzungen komplett gestoppt werden.
Versicherungsschwierigkeiten: Transporte über russischen Boden werden entweder gar nicht oder nur sehr teuer versichert.
Rechtliche Unsicherheiten auf russischer Seite: ein Transit kann auch gegen russische Vorschriften verstoßen, die Problembehebung gestaltet sich hier extrem schwierig.
Mit einer sorgfältigen Planung und entsprechendem Detailwissen über die Sanktionsbestimmungen bleibt diese Route jedoch weiterhin eine gute und kostengünstige Option.
2. Der Middle Corridor über das Kaspische Meer
Auf dieser Route umgeht man Russland komplett und ist daher nicht betroffen von den EU-Transitverboten und möglicher russischer Behördenwillkür. Dennoch gibt es Herausforderungen:
Längere Strecke: Die Route führt über die Türkei, Georgien und Aserbaidschan.
Infrastrukturkapazitäten: die Fährverbindung sind begrenzt und wetterabhängig – das kaspische Meer ist bekannt für heftige Stürme!
Höhere Transportkosten: Die längere Strecke und die begrenzten Kapazitäten wirken sich auf die Frachtpreise aus.
Die Anrainerstaaten arbeiten allerdings intensiv daran, diese Route durch Investitionen in die Infrastruktur attraktiver zu gestalten.
3. Die Südroute über Iran und Turkmenistan
Diese Alternative hat an Bedeutung verloren, da zur Zeit:
Das politische Risiko im Iran als sehr hoch eingeschätzt wird.
Turkmenistan den Transit durch restriktive Visabestimmungen, auch für Fahrer, einschränkt.
4. Luftfracht als schnelle Alternative
Für zeitkritische Transporte, insbesondere von Gütern, die nicht durch Russland transportiert werden dürfen, ist die Luftfracht eine attraktive Option. Kasachstan verfügt über mehrere internationale Flughäfen mit guten Verbindungen nach Europa.
Kasachstan als Service- und Distributionszentrum für Zentralasien
Zusammenfassend ist Kasachstan nicht nur als eigener Markt interessant, sondern dient auch als Eingangstor für die gesamte zentralasiatische Region. Es gibt einen freien Waren- und Dienstleistungsverkehr innerhalb der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU), allerdings nicht mit anderen GUS-Staaten wie Turkmenistan, Aserbaidschan, Georgien, Tadschikistan oder Usbekistan.
Besonders wichtig: EU-Sanktionen dürfen nicht über Kasachstan umgangen werden. Unternehmen müssen sicherstellen, dass keine sanktionierten Waren über Kasachstan nach Russland weitergeleitet werden. Die „Common High Priority Items“-Liste enthält besonders kritische Güter, für die strenge Sorgfaltspflichten gelten. Exportierende Unternehmen müssen entsprechende Risikobewertungen und Präventionsstrategien implementieren.
Unser Know-how – Ihr Vorteil
Unsere Expertise in der Logistik nach Kasachstan hilft Ihnen, die optimalen Transportwege zu finden und Risiken zu minimieren. Mit unserer langjährigen Erfahrung in der Zollabwicklung innerhalb der EAEU bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Lösungen für den Export und Import.
- Welche Route passt am besten? Wir analysieren die Vor- und Nachteile der verschiedenen Transportwege.
- Zoll und Regulierung? Wir übernehmen neben dem Transport die gesamte Abwicklung aller Formalitäten, von der Verzollung bis zur Zertifizierung.
- Sanktionen beachten? Wir helfen Ihnen, hier kein Risiko einzugehen und rechtskonform zu handeln.
Bei Fragen zu Ihren Exporten melden Sie sich jederzeit gerne bei
Karin Lugstein
Abteilungsleiterin
Tel: +43 662 88984-71
E-Mail: k.lugstein@condor.co.at